Wie Gewalt entsteht – Ursachen und Lösungen

Umgang mit Gewalt

Einblicke in den Prozess wie Gewalt entsteht

2023 gabe es in Deutschlagen über 150.000 Gewaltdelikte. Gewalt ist ein komplexes und vielschichtiges Phänomen, das häufig tief in der menschlichen Psyche und den sozialen Beziehungen verwurzelt ist. Aber wie Gewalt entsteht, lässt sich oft auf ein ungeklärtes Verständnis der eigenen Rolle und Identität zurückführen. Das gilt z. B. für Männer, die noch in alten Rollenmustern verhaftet sind und Gewalt ausüben, um sich durchzusetzen oder einen Streit zu beenden. Wenn Menschen keine klare Vorstellung davon haben, wer sie sind oder wer sie sein möchten, kann dies zu inneren Konflikten und Aggressionen führen. Dies gilt auch, wenn sie sie in ihrem persönlichen und beruflichen Umfeld mit Erwartungen konfrontiert werden, die sich nicht kennen oder die sie nicht erfüllen wollen.

Erfahrungen aus der Kindheit prägen das Verhalten in der Gegenwart

So erging es auch Jan, der mich anrief und um eine Beratung bat. Der erfolgreiche IT-Manager spürte, dass die Anforderungen und Erwartungen seines Jobs ihn zunehmend belasteten. In seiner Kindheit hatte Jan gelernt, dass Männer stark und dominant sein müssen, um Anerkennung zu finden. Diese Vorstellung prägte sein Verhalten und seine Sichtweise. Im beruflichen Umfeld fühlte er sich jedoch ständig unter Druck gesetzt, immer leistungsfähiger und effizienter zu sein. Gleichzeitig war er mit den Erwartungen seiner Familie konfrontiert, die ihn als liebevollen Ehemann und Vater sehen wollten.

Wie Gewalt entstehtInnere Konflikte führen zu Frustration

Dieser innere Konflikt führte bei Jan zu erheblichem Stress und Frustration. Er wusste nicht, wie er seine verschiedenen Rollen unter einen Hut bringen sollte, und fühlte sich zunehmend überfordert. An einem besonders stressigen Tag eskalierte ein Streit mit einem Kollegen im Büro. Jan, der sonst als ruhig und beherrscht galt, verlor die Kontrolle und wurde körperlich aggressiv. Dieser Vorfall war ein Weckruf für ihn. Er erkannte, dass er professionelle Hilfe brauchte, um seine inneren Konflikte zu bewältigen und gesunde Wege zu finden, mit Stress und den Erwartungen seines Umfelds umzugehen.

Jans Beispiel zeigt, wie tief verwurzelte Rollenbilder und ungeklärte Identitätsfragen zu Gewalt führen können. Es verdeutlicht auch, wie wichtig es ist, sich selbst besser zu verstehen und konstruktive Bewältigungsstrategien zu entwickeln, um Konflikte friedlich zu lösen.

Selbstreflexion als Schlüssel zur Gewaltprävention

Ein zentraler Ansatz zur Vermeidung von Aggressionen und zur Klärung, wie Gewalt entsteht, ist die Selbstreflexion. Fragen wie „Wo stehe ich gerade?“, „Was treibt mich an und warum?“, „Auf welchem Weg bin ich?“ und „Wo führt er mich hin?“ sind essenziell, um Klarheit über die eigene Identität und Lebenssituation zu gewinnen. Besonders Männer sollten sich aktiv mit Themen wie Gleichberechtigung, Diskriminierung und dem Patriarchat auseinandersetzen. Diese Auseinandersetzung kann dazu beitragen, ein tieferes und anderes Verständnis der eigenen Rolle in der Gesellschaft zu entwickeln und bestehende Ungerechtigkeiten zu erkennen und zu hinterfragen.

Aggressionen erkennen und Konflikte vermeiden

Wenn Aggressionen nicht durch Perspektivwechsel, Selbstreflexion und bewusste Auseinandersetzung mit den eigenen Gefühlen und Rollen geklärt werden, können sie zu aggressivem Verhalten führen. Dies äußert sich häufig in Konflikten und Streitigkeiten in verschiedenen Lebensbereichen, sei es am Arbeitsplatz, im persönlichen Umfeld, in der Familie oder in der Partnerschaft. Ungeklärte Aggressionen können das zwischenmenschliche Miteinander erheblich belasten und zu Spannungen und Auseinandersetzungen führen.

Der Umgang mit Konflikten und die Rolle der Deeskalation

Viele Menschen wissen nicht, wie Gewalt ensteht. Sie haben nicht gelernt, mit Konflikten umzugehen oder in der Lage sind, deeskalierend auf Streitigkeiten zu reagieren, greifen in extremen Fällen zur Gewalt. Diese Gewalt kann sich gegen Schwächere, gegen die Natur oder sogar gegen die eigene Person richten. Oftmals ist Gewalt ein Ausdruck der Hilflosigkeit und des Unvermögens, Konflikte auf konstruktive Weise zu lösen.

Wie Gewalt entsteht und die Bedeutung der Rollenklärung

Die Wurzeln der Gewalt liegen oft im Unverständnis über die eigene Rolle und Identität. Männer und Frauen, Mütter und Väter, Vorgesetzte und Angestellte – alle müssen sich ihrer Position und den damit verbundenen Erwartungen bewusst sein. Nur durch ein klares Verständnis der eigenen Rolle und die aktive Auseinandersetzung mit den eigenen Aggressionen und Konflikten kann Gewalt langfristig vermieden werden.

Wie Gewalt entsteht – Der Fall Carsten

In meiner Beratungspraxis begegnete mir ein ähnlicher Fall mit einem Klienten, den ich Carsten nennen möchte. Carsten war der Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens und glaubte fest daran, dass seine Aufgabe darin bestand, strenge Anweisungen zu erteilen und die Leistung der Mitarbeiter ausschließlich anhand von Zahlen und Ergebnissen zu beurteilen. Er ignorierte dabei die Bedürfnisse und Meinungen seiner Angestellten, was zu einer hohen Fluktuation und einem allgemeinen Unwohlsein im Team führte.

Auswirkungen auf das Betriebsklima und die Mitarbeiter

Die Mitarbeiter fühlten sich nicht wertgeschätzt und begannen, gegen Carstens autoritären Führungsstil zu rebellieren. Dies äußerte sich in passiv-aggressivem Verhalten, zunehmenden Fehlzeiten und sogar in direkten Konfrontationen, die beinahe in physische Auseinandersetzungen mündeten. Das Betriebsklima verschlechterte sich rapide, und die Produktivität litt erheblich.

Intervention und Beratung: Der Wendepunkt

Erst durch meine gezielte Beratung und Schulung erkannte Carsten, dass seine Rolle als Führungskraft nicht nur das Geben von Anweisungen, sondern auch das Zuhören und Unterstützen seiner Mitarbeiter umfasste. Er lernte, wie wichtig es ist, ein offenes Ohr für die Anliegen seiner Angestellten zu haben und eine Atmosphäre des Vertrauens und der Wertschätzung zu schaffen. Mit diesen neuen Erkenntnissen begann Carsten, regelmäßig Feedbackrunden einzuführen, in denen die Mitarbeiter ihre Meinungen und Vorschläge einbringen konnten.

Positive Veränderungen im Unternehmen

Diese Veränderung hatte einen bemerkenswert positiven Effekt auf das Arbeitsklima. Die Mitarbeiter fühlten sich endlich gehört und respektiert, was zu einer deutlichen Verbesserung der Kommunikationskultur führte. Konflikte wurden schneller und konstruktiver gelöst, und das allgemeine Wohlbefinden im Unternehmen stieg. Durch das verbesserte Verständnis seiner Rolle als Führungskraft konnte Carsten nicht nur das Gewaltpotenzial im Unternehmen reduzieren, sondern auch die Zufriedenheit und Produktivität seiner Mitarbeiter nachhaltig steigern.

Fazit: Selbstreflexion und Konfliktlösung als Weg zur Gewaltprävention

Abschließend lässt sich sagen, dass die Prävention von Gewalt bei der Selbstreflexion und der bewussten Auseinandersetzung mit der eigenen Identität beginnt. Die Fähigkeit, Konflikte konstruktiv zu lösen und Aggressionen frühzeitig zu erkennen und zu bewältigen, ist essenziell, um ein friedliches und respektvolles Miteinander zu fördern. Indem wir verstehen, wie Gewalt entsteht, können wir die notwendigen Schritte unternehmen, um sie zu verhindern und eine harmonischere Gesellschaft zu schaffen.

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