Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Buch von Boris von Heesen
Der Preis für männliche Verhaltensweisen ist hoch
Ich habe über das Männerbild in dem Buch „Was Männer kosten“ von Boris von Heesen gelesen. Er wird darin sehr deutlich: Gewalt, Unfälle, Sucht, Diskriminierung, Hate Speech und Extremismus – Männer dominieren die Statistiken des Abgrunds, so sein Statement. Er hat festgestellt, dass sie doppelt so viele Verkehrsunfälle verursachen, mit Abstand die meisten Straftaten begehen und deshalb auch 94 Prozent der deutschen Gefängnisse belegen. 75 Prozent der Alkoholtoten jedes Jahr sind männlich und mehr als 80 Prozent der häuslichen Gewalt geht von Männern aus. Der Autor fasst zusammen, wie hoch der Preis ist, den wir alle für diese männlichen Verhaltensweisen bezahlen. Seine Berechnungen ergeben einen Betrag von über 63 Milliarden Euro.
Es bedarf Mut, Vertrauen, Geduld und Friedfertigkeit, damit Menschen dem Lebensentwurf folgen können, der ihren Fähigkeiten und Wünschen entspricht. Mut von Männern, vermeintliche Privilegien abzugeben, um dann neue Möglichkeiten und Freiheiten in einer gleichberechtigkten Gesellschaft zu entdecken.
Boris von Heesen
Ich möchte hier gar nicht weiter auf das Buch eingehen. Wenn du tiefer einsteigen willst, dann lies es oder hör es dir als Hörbuch an. Der Betrag, den er ermittelt ist für mich in erster Linie ein Signal für eine Entwicklung, die aus dem Ruder gelaufen ist. Natürlich denke ich sofort daran, dass die Krisen, mit denen wir uns derzeit beschäftigen, von Männern verursacht worden sind.
Welches Männerbild wollen wir weiterverfolgen?
Männer sind zu außerordentlichen Leistungen fähig. Das gilt im Guten, aber leider auch im Schlechten. Damit möchte ich Frauen nicht ausschließen, aber darum geht es hier gerade nicht. Viel wichtiger ist doch die Frage, wie es dazu gekommen ist und ob wir dieses Männerbild weiterverfolgen wollen.
Mir widerstrebt das Männerbild, dass schon seit längerem häufig von Männern in der Öffentlichkeit gezeigt wird. Sie werden als, Patriarchen, Trinker, Pädophile, Kriegstreiber, Egoisten, Umweltzerstörer und Machtmenschen dargestellt, die weder für sich noch für andere Verantwortung übernehmen wollen. Natürlich weiß ich, dass es viele andere gibt und ich bin froh, einige davon persönlich zu kennen. Ich erlebe aber auch die Hilflosigkeit vieler Männer, die in der ihnen aufoktroyierten Rolle nicht mehr zurecht kommen. Stark sein, Lösungen finden, neue Wege gehen, ständig im Optimierungsmodus auf höchster Energiestufe, erfolgreich sein, Mitbewerber hinter sich lassen und immer auf der Suche nach Anerkennung und Bewunderung – das hält niemand auf Dauer durch.
Wie können wir etwas an dem Männerbild verändern?
Um dies zu ändern ist es meines Erachtens wichtig, innezuhalten, zu reflektieren und sich zu fragen: Auf welchem Weg bin ich gerade und ist dies wirklich der Weg, den ich gehen will. Du kennst sicher auch Geschichten nach dem Muster der Heldenreise. Der Held zieht aus, erleidet eine Niederlage, gerät in eine Krise, durchlebt eine Transformation und kehrt geläutert und als neuer Mensch wieder zurück. So drastisch muss es sicherlich nicht sein. Eine regelmäßige Reflektion des eigenen Verhaltens ist aber möglich. Das Erkennen der eigenen Emotionen, insbesondere wenn es sich um Wut oder Aggressionen handelt, ist ein weiterer, wenn auch anspruchsvoller Schritt.
Es liegt nur an uns Männern, welches Bild wir in der Öffentlichkeit abgeben wollen. Wer den Frauen, der Emanzipation oder dem Feminismus dafür die Schuld gibt, drückt sich vor der Verantwortung. Es wird Zeit, dass wir uns austauschen und offen und mit Respekt über unsere Männerrollen nachdenken.