Der neue Mann

Der neue Mann

Wie sich der neue Mann den Herausforderungen der Zukunft stellen kann

Der neue Mann passt nicht mehr in das alte Männerbild

Wie entwickelt sich der neue Mann? Die Frauen haben dank des aufstrebenden Feminismus in den letzten Jahren immer stärker ihre Rolle in der Gesellschaft, der Wirtschaft und in der Familie neu definiert. Jetzt stehen die Männer vor einer ähnlichen Transformation. Das alte Männerbild vom starken, auf Leistung und Status  ausgerichteten Mannes bröckelt immer mehr. Das öffentliche Leben, bisher eine Domäne der Männer, wird weiblicher und Frauen männlicher – auch dank des zunehmenden Selbstbewusstseins der Frauen.

Soft Skills sind gefragt

Frauen bekommen zunehmend Einfluss auf alle Bereiche des öffentlichen Lebens. Die stärkere Ausrichtung an eher weiblichen Fähigkeiten wird auch in der Wirtschaft sichtbar: Von Führungskräften werden heute Soft Skills erwartet, wie Kommunikation, Empathie und Teamfähigkeit. Die traditionelle männliche Fokussierung auf Hierarchie, Status und Konkurrenz ist der Unternehmensentwicklung abträglich. Auch die Flexibilisierung der Arbeits- und Produktionsbedingungen begünstigt Soft Skills.

Der neue Mann auf der Suche nach Orientierung

Männer erfahren immer mehr, dass Frauen anscheinend zum überlegenen Geschlecht werden. Für viele Männer bröckelt das Fundament ihrer Männlichkeit, das über viele Generationen an sie vermittelt worden ist. Jetzt fehlt es ihnen jedoch an Orientierung und an Vorbildern. Die Gefahr ist, dass sie sich ihre neue Männerrolle von außen – meist von Frauen – auferlegen lassen. Oder sie schließen sich einer Bewegung wie dem Maskulinismus an, der zurück in die Vergangenheit führt. Damit verpassen sie die Chance, ihre neue Männerrolle selbst zu entwickeln.

Die neue Männerrolle

Wird der neue Mann jetzt selbst vom Feminismus erfasst? Wie Frauen müssen auch sie heute zwischen unterschiedlichen Rollenerwartungen wechseln und situativ Entscheidungen treffen. Die neue Männlichkeit öffnet Raum für andere Charaktereigenschaften und neue Männerrollen. Zum Beispiel im Beziehungs- und Familienbereich, in die Männer neue Eigenschaften und väterliche Qualitäten einbringen können. Aber auch in Unternehmen sind Männer mit anderen, vor allem sozialen Kompetenzen gefragt.

Das Bild vom Ernährer löst sich auf

Dieser Wandel findet erfreulicherweise gerade statt. So halten es laut einer Umfrage der Technischen Universität Braunschweig und der Fachhochschule Kiel nur rund zwölf Prozent der Väter für ihre wichtigste Aufgabe, der Familie finanzielle Sicherheit zu bieten. Das Bild vom Vater, der mit seinem Job die Familie ernährt und mit den Kindern höchstens am Wochenende spielt, geht rapide dem Ende zu. Der neue Vater zeichnet sich vielmehr durch Zeit und Zuneigung aus.

Die Konflikte der Frauen erreichen auch den Mann

Diesem Vaterbild werden viele jedoch nach eigener Aussage nicht gerecht. Hier zeigen sich Parallelen zur Mutter als Allrounderin. Sie muss im Job erfolgreich und gleichzeitig liebevoll die Kinder und ihre Verwandten umsorgen. Zunehmend erleben jetzt auch die Männer einen Konflikt zwischen Familie und Beruf. Hinzu kommt, dass sie sich auch in ihrem Freundeskreis, in Vereinen oder bei der Versorgung der Eltern einbringen wollen, um ihren Kindern auf diese Weise soziale Werte vorzuleben.

Der eigene Vater ist oft kein Vorbild

Der eigene Vater kann dabei nur selten als Vorbild dienen. Er wird von vielen Männern als „zu bestimmend“, als „abwesend“ und „mit der Arbeit zu beschäftigt“ gesehen. Noch schwieriger wird es, wenn Männer in ihrer Kindheit Gewalt von ihrem Vater erfahren haben. So wird der eigene Vater als negatives Vorbild benutzt, von dessen Erziehungsstil sich der neue Mann deutlich distanziert.

Männer gestalten ihren Wandel selbst

Was kann der einzelne Mann tun, um sich dem Wandel zu stellen. Wie kann er zu einem resonanten Mann werden, der achtsam mit seinem Umfeld kommuniziert? Jeder Mann muss für sich selbst Klarheit gewinnen. Welche seine Verhaltensmuster möchte er ablegen? Welche Emotionen unterdrückt er? Welche Erwartung von außen meint er, erfüllen zu müssen? Was hindert ihn daran, der zu werden, der er sein möchte? Wie definiert er sich als „der neue Mann“?

Redlichkeit ist die Kraft, sich in Übereinstimmung mit der Vernunft ohne zu zögern für einen bestimmten Weg zu entscheiden.

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Dann kann er Veränderungen im Beruf einleiten und z. B. sein Verhalten als Chef hinterfragen. Wie geht er mit seinen Mitarbeitern und insbesondere mit den Frauen im Unternehmen um? Ist er in der Lage, eine Kollegin auf ihrem Weg in die Chefinnenetage zu unterstützen? Kann er auf Macht und Status verzichten?

Als Vater kann er sich stärker engagieren. So kann er Elternsprecher werden, einen Schwimmkurs begleiten, den Kommunionsunterricht organisieren und den nächsten Kindergeburtstag in die Hand nehmen. Vorbild ist er auch, wenn er sich im Haushalt engagiert, mit den Kindern einkaufen geht und gemeinsam mit ihnen das Essen zubereitet.

Vereinbarkeitsprobleme auch bei Männern?

Job, Kita, Pflege, Verein – das Vereinbarkeitsproblem wird auch die Väter treffen. Dem gilt es vorzubeugen und die Ansprüche an sich selbst nicht zu hoch zu schrauben. Sonst geht es den Vätern wie den Müttern – immer im Stress, immer auf Hochtouren und nie in Balance mit den eigenen Wünschen.

Wie eine Männergruppe helfen kann

In meinen Männergruppen tauschen sich Männer auch über diese Problematik aus. Männer brauchen andere Männer, um sich Klarheit über ihre Rolle als Mann zu verschaffen. Männer orientieren sich oft an den Wünschen der Frauen. Jüngere Männer sind häufig ihr ganzes bisheriges Leben von Frauen begleitet worden – in der Kita, in der Grundschule und darüber hinaus. Viele Väter haben sich, zum Schaden ihrer Söhne, aus der Erziehung rausgehalten oder wurden davon abgehalten. Dann ist es umso wichtiger, gemeinsam mit anderen Männern in vertraulicher Atmosphäre, neue Männerrollen zu entdecken. Das Thema: “Der neue Mann” ist somit immer wieder präsent in unserer Männergruppe.