Mannsein in Zeiten des Wandels

Mannsein im Wandel

Die Anforderungen an das Mannsein werden komplexer

Die Anforderungen an das Mannsein in der heutigen Zeit sind vielfältig und komplex. Ein Mann soll einerseits ein fürsorglicher und engagierter Vater, ein sozialkompetenter Gesprächspartner, ein einfühlsamer Liebhaber und ein Teamplayer sein. Andererseits ist er aber auch noch als leistungsstarker, verantwortungsbewusster Ernährer der Familie gefragt, die er versorgen und beschützen soll. In seinem Arbeitsumfeld werden zudem berufliche Höchstleistungen erwartet.

Neue Herausforderungen an das Mannsein

Diese verschiedenen Rollenanforderungen an das Mannsein sind für viele Männer eine Herausforderung, der sie oft nicht gewachsen sind. Die Folgen sind bekannt. Beziehungen gehen in die Brüche, Männer geraten in einen Burnout. Zudem besteht Suchtgefahr, das Abgleiten in eine Depression, gesundheitliche Risiken oder das ungebremste Ausleben von Aggressionen in Form von Gewalt.

Die Gefahren falsch verstandenen Mannsein

Die männliche Lebenserwartung liegt fast fünf Jahre unter der von Frauen, Männer sterben viermal häufiger an tödlichen Verkehrsunfällen, Männer erleiden 90 Prozent aller tödlichen Arbeitsunfälle, Männer sterben dreimal häufiger als Frauen an Lungenkrebs, Männer begehen dreimal so oft Suizid wie Frauen. Aidskranke sind zu 80 Prozent Männer, Männer stellen über zwei Drittel der Alkohol- und Drogenabhängigen und über 80 Prozent der Alkohol- und Drogentoten. 70 Prozent aller Obdachlosen sind Männer und 95 Prozent aller Gefängnisinsassen. So birgt das Mannsein ein großes Potential an Gefahren. Diese Entwicklungen haben auch gewaltige Kosten zur Folge. So hat der Männerberater Boris von Heesen in seinem Buch „Was Männer kosten“ detailliert beschrieben, das toxisches Männerverhalten pro Jahr über 63 Milliarden Euro Kosten in der Gesellschaft verursacht.

Welches Verständnis hat ein Mann von seinem Mannsein?

Wie kann das verhindert werden? Am wichtigsten erscheint mir, dass Männer diese Konflikte rechtzeitig auf sich zukommen sehen. Dann müssen sie erkennen, dass sie in eine Überforderung geraten. Sie können nicht allen Anforderungen gerecht werden. Am Ende geht es darum, eine Entscheidung zu treffen. Es geht um die Beantwortung der Frage: Wie möchte ich als Mann mein Leben gestalten – was ist mir wirklich wichtig? Dabei geht es auch um den Sinn des eigenen Lebens – warum bin ich hier?

Männer stehen miteinander im Wettbewerb

Es liegt in der Natur vieler Männer, Schwächen nicht zugeben zu wollen. Demzufolge fragen sie auch nicht nach Hilfe. Die Bitte um Unterstützung wird als Schwäche angesehen. Häufig verhöhnen sich Männer gegenseitig, wenn einer eine Schwäche zeigt. So erging es Thomas, der regelmäßig von seiner Partnerin auf das übelste beleidigt wurde. Er war nicht in der Lage, sich zu schützen. Er hatte seiner Partnerin nichts entgegenzusetzen. So ging er jedem Konflikt aus dem Weg. In einer geselligen Runde mit seinen Freunden erhoffte er sich Hilfe. Er erzählte von seinem Problem. Anschließend wurde er als Schwächling bezeichnet. Sein Ruf als Mann war dahin.

Authentische Männer entwickeln ein unverwechselbares Profil

Männer definieren ihre Rolle häufig aufgrund von Erwartungen und Anforderungen von außen. In ihrer jeweiligen Rolle wollen sie perfekt sein, um Anerkennung zu bekommen. Sie definieren sich über Leistung und nicht über ihre Persönlichkeit. Im Wettbewerb mit anderen wollen sie erfolgreicher sein. Das verhindert Kooperation, Gemeinschaft und Zusammenhalt. Erst wenn Männer sich ihrer Persönlichkeit bewusst geworden sind, ihre Stärken und Potentiale erkannt haben, können sie ein persönliches Zukunftsbild entwickeln. Das entsteht aus dem Inneren und folgt einer persönlichen Berufung. So entwickelt sich ein authentischer Mann, der sich nicht an Männerbildern orientiert, die andere definieren. Schritt für Schritt entwickelt er ein einzigartiges Profil und eine eigene Haltung, die sein Bewusstsein als Mann prägen. Dann kann er sich für die Rollen entscheiden, die er in seinem Leben einnehmen möchte. Er wird in keine Rolle gedrängt, die er nicht ausfüllen möchte. Er wird zum Gestalter seines Lebens.


In der Männerberatung begleite ich Männer auf diesem Weg. Es geht darum, sie zu befähigen, insbesondere in Krisensituationen, ihre individuellen Ressourcen zu nutzen und verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen.